Lage: Demonstration gegen das öffentliche Gelöbnis

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9.15 Uhr Mahnwache vor der Kirche
(ab 10 Uhr Gottesdienst für die Rekruten)
10 Uhr Demonstration
11 Uhr öffentliches Gelöbnis
Am Freitag, 15. Februar 2013, wird ab 11.00 Uhr ein Gelöbnis mit bis zu 1.500 Soldatinnen und Soldaten und Angehörigen des „Panzerbataillons 203“, aus der nach einem „Wegbereiter des Holocaust“ (Guido Knopp) benannten „Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne“ in Augustdorf, auf dem Rummel-Platz in Lage-Pottenhausen durchgeführt.
Anlass für das kuriose Ritual ist das 25-jährige Bestehen der Patenschaft der 1. Kompanie des „Panzerbataillons 203“ mit der Stadt Lage.

Die Bundeswehr führt zum dritten Mal ein Gelöbnis in Lage durch.
Das sie diesmal das Gelöbnis nicht in der Stadt durchführen, sondern in einem kleinen Ort mit nicht einmal 1000 Einwohnern und dann auch noch um 11.00 Uhr in der Frühe, ist sicherlich dem Rechnung zu tragen, das die vorangegangen Gelöbnisse nicht in der von der Bundeswehr so wichtigen störungsfreien und „friedlichen“ Atmosphäre durchgeführt werden konnte. Die Proteste waren jedes Mal groß und laut.
Die Soldatinnen und Soldaten werden im Rahmen einer militärischen Zeremonie geloben, „der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“.
Warum führt die Bundeswehr ein Gelöbnis in einem öffentlichen Raum durch?
Wo doch BeamtInnen, LehrerInnen und sonstige Berufsgruppen, die für staatliche Einrichtungen tätig werden und arbeiten, in Amtsräumen und somit völlig unspektakulär vereidigt werden.
Ein Bundeswehr-Gelöbnis im öffentlichen Raum dient dem Ziel der Gewöhnung an eine permanente militärische Präsenz.
Diese Form von Normalisierung und Militarisierung durch archaisch anmutende Traditionspflege werden wir nicht kritiklos hinnehmen. Ein Gelöbnis widerspricht der Vorstellung einer friedlichen und emanzipatorischen Gesellschaft: Es geht bei einem Gelöbnis immer um die öffentliche Demonstration des Prinzips von Befehl und Gehorsam und damit auch um die Unterordnung eines Individuums in eine militärische Hierarchie.
Die Geschäftsgrundlage der Bundeswehr hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Dem Auftrag „Landesverteidigung“ ist Angriff und Besetzung anderer Länder zum „Opfer“ gefallen. Mogadischu, Jugoslawien, Somalia, Afghanistan, Kongo: vor 20 Jahren konnte sich kaum jemand vorstellen, dass deutsche Soldaten wieder kämpfen.
Und wenn die Deutschen nicht aktiv kämpfen, stellen sie doch immer Logistik, Geld und Propaganda bereit, die zur Durchführung kriegerischer Handlungen zwingend erforderlich sind.

Breit angelegte Werbeveranstaltungen sind für die Bundeswehr wichtig und aus ihrem Werbeportfolio nicht mehr wegzudenken. Werbung in Schulen, bei Ausbildungsmessen und in Jobcentern sind unverzichtbare Tätigkeitsfelder der Bundeswehr.
Öffentliche Gelöbnisse, die detailliert geplant und als Befehl festgeschrieben werden, sind das wirksamste Mittel der öffentlichen Darstellung. Selbst in Preußen haben Gelöbnisse und Vereidigungen im Kasernenhof stattgefunden!
Es hat nur eine Zeit in Deutschland gegeben, wo öffentlich gelobt und vereidigt wurde und das waren nicht die Zeiten der Demokratie, das war im Fachismus!
Das Ritual selbst steht den Grundwerten einer zivilen, emanzipatorischen und friedlichen Gesellschaft entgegen. Das Strammstehen, das gleichgeschaltete Marschieren, das Bewegen aufgrund militärischer Kommandos sowie die Wiederholung von Gelöbnisformeln berauben dem Menschen seine Individualität und entmündigen ihn. Es geht um die Demonstration des Prinzips von Befehl und Gehorsam, um Hierarchie, um die Vereinnahmung des Individuums in eine Tötungsmaschinerie.
Die Soldaten und Soldatinnen werden nicht aufs Grundgesetz, sondern auf den Staat vereidigt, unabhängig vom Inhalt der Politik, für die sie kämpfen sollen.
Wir sehen dieses Spektakel, sowie jedes andere Spektakel, wie zum Beispiel öffentlichen Trauerveranstaltungen im Beisein der politischen Wegbereiter, im Zusammenhang mit der schwindenden Unterstützung der Bevölkerungsmehrheit für die Auslands- und Kriegseinsätze der Bundeswehr.
Töten und getötet werden ist niemals eine Perspektive für die jungen Menschen!

Ort: Lage-Pottenhausen, Sylbacher Straße 79, Redner: Pastor Jochen Schwabedissen (Vorstandsmitglied „Blumen für Stukenbrock“ e.V.)