Bürendemo 2009

300 Menschen auf Abschiebehaftdemo – brutaler Polizeieinsatz

Demo gegen Ab­schie­be­haft in Büren am 29.​08.2009 von Po­li­zei­über­grif­fen über­schat­tet

Rund 300 Men­schen de­mons­trier­ten am heu­ti­gen Sams­tag, den 29.​08.​09 in Büren fried­lich gegen Ab­schie­be­haft und für welt­wei­te Be­we­gungs­frei­heit. Kurz vor der Ab­schluss­kund­ge­bung kam es zu po­li­zei­li­chen Über­grif­fen, bei der zwei De­mons­tran­ten ver­letzt wur­den.

Be­gon­nen hatte die De­mons­tra­ti­on gegen Mit­tag mit einer Kund­ge­bung vor der JVA Büren. Sie fand im Rah­men der Ak­ti­ons­wo­che gegen Ab­schie­bung vom 24.8. bis 31.​8.​09 statt, in der in vie­len deut­schen Städ­ten un­ter­schied­lichs­te Pro­test­ak­tio­nen gegen Ab­schie­bun­gen ge­lau­fen sind. In meh­re­ren Re­de­bei­trä­gen wurde auf der De­mons­tra­ti­on in Büren die Ab­schie­be­haft als ras­sis­tisch kri­ti­siert und deren Ab­schaf­fung ge­for­dert. Au­ßer­dem wurde auf den Zu­sam­men­hang von Mi­gra­ti­ons­kon­trol­le und Ka­pi­ta­lis­mus ver­wie­sen. Nach der ka­pi­ta­lis­ti­schen Logik wer­den bis zu ein Drit­tel der Welt­be­völ­ke­rung über­flüs­sig: Ihr Tod wird, wie an den EU-​Au­ßen­gren­zen im Mit­tel­meer und At­lan­tik, in Kauf ge­nom­men.
Auch ein ehe­ma­li­ger Häft­ling aus der JVA kam zu Wort. Er be­schrieb, dass er wäh­rend sei­ner 14­tä­gi­gen Haft ge­schla­gen wor­den war und ihm eine not­wen­di­ge me­di­zi­ni­sche Be­hand­lung mit In­su­lin und Blut­druck­sen­ker vor­ent­hal­ten wurde.
Nach­dem Gruß­wor­te in ver­schie­de­nen Spra­chen an die Ge­fan­ge­nen ver­le­sen wor­den waren, zog die De­mons­tra­ti­on durch die In­nen­stadt von Büren. Kurz bevor sie auf dem Markt­platz an­ge­kom­men waren, soll ein De­mons­tra­ti­ons­teil­neh­mer die Ka­me­ra­auf­zeich­nun­gen der Po­li­zei mit Sta­si­me­tho­den ver­gli­chen haben. Er wurde dar­auf­hin von Mit­glie­dern einer Hun­dert­schaft der Bie­le­fel­der Po­li­zei, die für ihre bru­ta­len Po­li­zei­ein­sät­ze be­kannt sind, zu Boden ge­wor­fen und fest­ge­nom­men. Dabei ver­letz­ten sie ihn so stark, dass er sich im Kran­ken­haus be­han­deln las­sen muss­te. Er trug eine Schä­del­prel­lung und Prel­lun­gen an Hand­ge­len­ken und am Knie davon. Ein an­de­rer De­mons­trant wurde bei sei­ner Ver­haf­tung von Po­li­zis­ten mit dem Kopf gegen eine Schau­fens­ter­schei­be ge­sto­ßen, so dass seine Nase blu­te­te.
Erst mit Ver­zö­ge­rung be­gann die Ab­schluss­kund­ge­bung, bei der in wei­te­ren Re­de­bei­trä­gen Ab­schie­be­haft in die Kon­ti­nui­tät von Wei­ma­rer Re­pu­blik und Drit­tem Reich ge­stellt wur­den. Be­ein­dru­ckend waren auch die Schicksa­ke von In­haf­tier­ten, die von Mit­glie­dern des Ver­eins Hilfe für Men­schen in Ab­schie­be­haft Büren e.V. vor­ge­tra­gen wur­den. Sie mach­ten deut­lich, wie un­mensch­lich Ab­schie­be­haft ist und wel­ches Un­recht den Men­schen hin­ter den Mau­ern der Ab­schie­be­haft wie­der­fährt. In Sprech­chö­ren for­der­ten die Kund­ge­bungs­teil­neh­mer ein Blei­be­recht für alle Men­schen und Be­we­gungs­frei­heit.
An­schlie­ßend spiel­te die Com­pa­nia Ba­ca­lan, eine Band, die ver­schie­de­ne Welt­mu­sik-​Sti­le mischt und sie zu einem ganz be­son­de­ren Klang­er­leb­nis bringt. Gegen 18 Uhr war die De­mons­tra­ti­on be­en­det.
Frank Go­ckel, Ver­samm­lungs­lei­ter der De­mons­tra­ti­on und Mit­glied der Büren Grup­pe Pa­der­born äu­ßers­te sich sehr zu­frie­den über die De­mons­tra­ti­on: „Die un­ter­schied­lichs­ten Re­de­bei­trä­ge haben deut­lich ge­macht, wie in­hu­man die Ab­schie­be­haft ist. Alle Ab­schie­be­ge­fäng­nis­se müs­sen so­fort ge­schlos­sen wer­den.“ Ent­setzt war Go­ckel über den Po­li­zei­ein­satz: „Es ist er­schüt­ternd, dass solch eine fried­li­che De­mons­tra­ti­on wie die heu­ti­ge von einem sol­chen bru­ta­len Po­li­zei­ein­satz über­schat­tet wird. Die­ses lässt tief in das De­mo­kra­tie­ver­ständ­nis der Pa­der­bor­ner Po­li­zei bli­cken.“

Mehr Berichte, auch von den anderen Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswoche gegen Abschiebung unter http://abschiebefrei.blogsport.de/