Poesie ohne Grenzen – grenzenlose Poesie!
AutorInnen lesen gegen Herkunftsschranken
In der Freiheit gibt es womöglich Einschränkungen, aber keine Grenzen. Anders ausgedrückt: Freiheit ist Bewegungsfreiheit. Unter diesem Motto lesen Bielefelder und Herforder Autoren und Autorinnen am 6. Juni in der Pauluskirche in Bünde und sprechen sich gegen Rassismus, für offene Grenzen und Bewegungsfreiheit aller Menschen aus. Es lesen Dimitra Visaitou, Norma Driever, Michael Halfbrodt, Maryam Sharif und Ralf Burnicki.
Ohne Bewegungsfreiheit keine Freiheit, kein Versammlungsrecht, keine Kommunikation, keine Begegnungen, keine Demokratie. Deshalb ist Bewegungsfreiheit ein Menschenrecht. Dass sich hier Poeten und Poetinnen im Namen der Bewegungsfreiheit zu Wort melden, ist kein Zufall. Stefan Zweig meinte einmal, dass Poesie und Kunst nicht gedeihen ohne Freiheit, ihr Zweck liegt darin, die Menschen über alle Grenzen hinweg zu beflügeln und zusammen zu bringen. Das Motto der poetischen Lesung wendet sich dann auch sowohl gegen die Residenzpflicht bei Asylsuchenden (Verbot, einen Bezirk zu verlassen) wie auch gegen jene Ideologiekonstruktion, die Bewegungsschranken und Herkunft von Menschen kombiniert.
Zu einer demokratischen Gesellschaft gehört – so die OWL-AutorInnen – die Abschaffung von Geburtsrechten, also von Privilegien, die nach geburtsmäßiger Herkunft eines Menschen verteilt werden. Auf diese Weise wurden die Geburtsrechte des Adels und Ständeordnungen mühsam zurückgedrängt. Mit dem emanzipatorischen Gedanken der Demokratie ist es aber ebenso unvereinbar, dass Menschen aufgrund von Herkunft keinen Zugang zur bundesrepublikanischen Gesellschaft erhalten, ab- oder ausgewiesen werden können und in Abschiebegefängnisse gesperrt werden, obwohl sie keine kriminelle Handlung begangen haben. Auf dieses Problem weisen Flüchtlingsinitiativen immer wieder hin.
Mit einer teilweise zweisprachigen Lesung (unter anderem griechisch-deutsch, spanisch-deutsch) möchten die AutorInnen die Forderung nach einem Menschenrecht auf Bewegungsfreiheit und freier Wahl des Wohnorts unabhängig von der Herkunft unterstützen und lesen aus ihren Werken
am Sonntag, den 06. Juni 2010 in der Pauluskirche in Bünde, Kaiser-Wilhelm-Str. 18, Beginn 11 Uhr. Der Eintritt ist frei.