Laut einem Zeitungsbericht ist am Samstag eine Zelle im Abschiebeknast Büren ausgebrannt. Vermutlich hab ein Häftling seine Matratze angezündet, warum ist bislang unklar. Weiter heißt es in dem kurzen Bericht:
Der Mann wurde mit schweren, aber nicht lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht, teilte die Polizei mit. Die Feuerwehr wurde alarmiert, die JVA-Beamten hatten den Brand beim Eintreffen der Einsatzkräfte jedoch bereits gelöscht.
Das Anzünden von Matratzen ist eine immer wiederkehrende Form des Protestes gegen Haftbedingungen und die eigene Inhaftierung. Im Jahre 1999 starb Rachid Sbaai in einer Arrestzelle des Bürener Knastes an den Folgen einer Rauchvergiftung. Auch hier war eine brennende Matratze die Ursache. Allerdings wurde nie geklärt, wie ein Feuerzeug in die Zelle gelangen konnte. Vor Antritt des Arrests müssen sich Häftlinge nämlich völlig entkleiden und erhalten spezielle Anstaltskleidung. Zudem handelt es sich bei den dortigen Matratzen um schwer brennbare. Rashid Sbaai verbrannte, obwohl er und sein Zellennachbar den Alarmknopf gedrückt hatten und um Hilfe schrieen – die Zentrale, in der solche Notrufe zusammenlaufen, ist nicht durchgehend besetzt. Die genauen Umstände, die zu seinem Tod geführt haben sind, ähnlich wie im Falle Oury Jallohs, bis heute ungeklärt.
UPDATE vom 25.01.2012:
Die Neue Westfälische berichtet in ihrer heutigen Ausgabe ausführlich über den Fall. Laut Aussage des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft, dessen Mitglieder regelmäßig Häftlinge besuchen, war der 35jährige Palästinenser suizidgefährdet und deshalb in einer besonderen Zelle untergebracht. Die Zeitung schreibt außerdem, dass seine Haft um vier Wochen verlängert worden ist. Das ist also die Antwort auf einen Suizidversuch?
Hier ist der gesamte Artikel:
Haftverlängerung nach Suizidversuch
Justizvollzugsanstalt Büren: 35-Jähriger hatte die Matratze in seiner Zelle angezündet / Erinnerungen an den Tod von Rachid Sbaai im Jahr 1999
Büren (faa). Nachdem ein Abschiebegefangener in der Justizvollzugsanstalt Büren am Samstag eine Matratze in seiner Zelle angezündet hatte (die NW berichtete), wurde seine Abschiebehaft nun um vier Wochen verlängert.
Wie der Verein „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren“ mitteilt, soll sich der Palästinenser seit mehreren Wochen in Haft befinden und als suizidal gelten, weshalb er in einer besonderen Zelle untergebracht war.
„Trotz der Selbstmordgefährdung sahen die medizinische Abteilung der JVA Büren und die Anstaltsleitung keine Veranlassung, ihn stationär in die Psychiatrie aufzunehmen“, so der Pressesprecher des Vereins, Frank Gockel. „Es wurde aber angeordnet, alle 15 Minuten zu prüfen, ob sich der Mann etwas angetan hat.“
Der JVA-Leiter Volker Srohmeyer schildert die Situation um den 35-Jährigen anders: „Er ist zwar sehr verschlossen, aber psychische Erkrankungen konnten die Ärzte bei den Untersuchungen – auch nach Samstag – nicht feststellen.“ Auch einem Dolmetscher, der arabisch spricht, habe sich der Palästinenser sich nicht offenbaren wollen.
Der Mann hatte am Samstag eine Matratze in seiner Zelle angezündet. Ein Feuerzeug trug er bei sich, da er Raucher ist. Die Zelle brannte komplett aus. Der Häftling wurde mit dem Rettungswagen mit einer Rauchgasverletzung ins Paderborner St. Johannisstift und anschließend in das Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg gebracht. Nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, verhängte das Amtsgericht Paderborn eine Verländerung der Abschiebehaft über vier Wochen.
Der Verein „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren“ kritisiert, dass Menschen, die als suizidal eingeschätzt werden, nicht in Abschiebehaft gehören. Gerade die 15-minütige, regelmäßige Überprüfung führe dazu, dass die Betroffenen noch instabiler würden, da sie keine Ruhephasen finden würden.
Bereits 1999 starb Rachid Sbaai in einer Zelle in der JVA Büren, als er eine Matratze in Brand setzte. Bis heute weigere sich die JVA an der Aufklärung der Umstände des damaligen Falls mitzuwirken, so Gockel.