Eine Woche für Mumia Abu-Jamal – Gegen die Todesstrafe und für die Freiheit aller politischen Gefangenen

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Der Projektbereich Eine Welt und der Referent für politische Bildung des AStAs der Uni Paderborn veranstalten vom 24.01.2012 bis zum 26.01.2012 eine Woche mit Infostand, Vortrag, Filmvorführung und politischem Poetry Slam.

Mumia Abu-Jamal, ein afroamerikanischer Journalist aus Philadelphia, PA (USA), der seit mittlerweile 30 Jahren vermutlich unschuldig für einen Mord an einem Polizisten im Todestrakt sitzt, ist nur einer von vielen Gefangenen, die wegen ihrer politischen Aktivitäten verhaftet und zum Tode verurteilt wurden.

Abu-Jamal war von 1969 bis 1970 Mitglied der Black Panther Party und geriet aufgrund seiner intensiven Arbeit schnell ins Visier des FBI. In den 70ern berichtete er als Radiojournalist in Philadelphia über Armut, Bildungsnotstand, Arbeitslosigkeit, Rassismus und Polizeibrutalität in seinem eigenen Land. Vor allem seine Sympathie gegenüber der radikalen Öko-Organisation MOVE schien nicht auf Gegenliebe zu stoßen. Die überwiegend schwarze Organisation trat für eine Zurück-in-die-Natur-Variante des Ökosozialismus ein. Als 1976 ein von MOVE besetztes Haus äußerst brutal von der Polizei gestürmt wurde, wobei sogar ein Kind ums Leben kam, war Mumia Abu-Jamal einer der wenigen, der MOVE eine Möglichkeit gab, sich zu den Geschehnissen zu äußern. Die offensichtlich ungerechte Behandlung der MOVE-Mitglieder (wahllose Verhaftungen, „versehentliches“ Erschießen von Mitgliedern, rassistisch anmutende Gerichtsverhandlungen, …) brachte Abu-Jamal immer näher an die Gruppe, damit aber auch immer mehr ins Fadenkreuz der Staatsgewalt.

Als am Morgen des 9. Dezembers 1981 Daniel Faulkner, ein weißer Polizist, erschossen wurde, war Abu-Jamal am Tatort und musste zuvor mit ansehen, wie sein Bruder, der mit seinem Auto willkürlich angehalten wurde, von Faulkner misshandelt wurde. Als Taxifahrer in den USA war es nichts Ungewöhnliches für Mumia, eine Waffe zu tragen, zumal er bereits einige Male überfallen worden war. Zwar wurde genau eine solche Waffe am Tatort gefunden, jedoch handelte sich dabei um einen 38er Charter Arms Revolver, einer der meist verbreiteten Waffentypen der USA. Was lange nicht bekannt war: Abu-Jamals Bruder hatte einen Beifahrer, Kenneth Freeman, der vom Tatort floh und heute von der Verteidigung als möglicher Mörder Faulkners gesehen wird. Angeklagt oder befragt werden kann er nicht mehr, da er 1985 bei einem weiteren Zwischenfall mit der Polizei ums Leben kam. Ein Tag nachdem die Polizei von Philadelphia eine Bombe (!) in ein weiteres von MOVE besetztes Haus werfen ließ. Bei dem Massaker selber brannte ein gesamter Wohnblock (62 Häuser) aus und elf von zwölf MOVE – Mitglieder starben.

Im Dezember 2011 entschied Philadelphias Bezirksanwalt, dass die staatliche Hinrichtung Abu-Jamal nicht mehr drohe, er aber bis an sein Lebensende im Gefängnis bleiben soll. Für die Menschen, die für Abu-Jamals Freiheit kämpfen, ist dies nur ein Teilerfolg, denn nach 30 Jahren sollte es an der Zeit sein, einen unschuldigen Menschen aus dem Gefängnis zu entlassen.

Neben Mumia Abu-Jamal gibt es weitere Gefangene in den USA, die seit viele Jahren (unschuldig) im Gefängnis sind und deren Entlassung bis heute nicht absehbar ist, darunter Leonard Peltier (seit 1978), Romane Fitzgerald (seit 1969), Mondo we Langa und Edward Poindester (seit 1970), Jalil Abdul Muntaqim (seit 1971), Herman Bell (seit 1973), Veronza Bowers (seit 1973), Hugo Pinell (seit 1964) und Ruchell Magee (seit den 50ern). Teilweise setzt sich Amnesty International für die Freilassung dieser Menschen ein, die sich als politische Häftlinge in den USA ansehen lassen. Alle kommen aus der Black Panther Party, der Black Liberation Army, dem American Indian Movement, der puertoricanischen Unabhängigkeitbewegung, der militant antiimperialistischen Linken oder von den vom Staat bezeichneten „Ökoterroristen“. Und sie haben gemeinsam, dass alle (vermutlich) unschuldig sind.

Um genau solche Menschen, die aufgrund ihrer politischen Aktivitäten zum Tode verurteilt wurden oder lebenslänglich im Gefängnis sitzen, wird es vom 24 bis 26. Januar 2012 an der Uni Paderborn gehen. Der Projektbereich Eine Welt wird in Zusammenarbeit mit dem AStA an allen drei Tagen mit einem Infostand im Bibofoyer vertreten sein, um Euch mit Flyern, Broschüren und sonstigem Infomaterial zur Todesstrafe, Mumia Abu-Jamal und politischen Gefangenen im Allgemeinen auszustatten.

Am 24.01.12 wird Annette Schiffmeier, Mitgründerin des Mumia-Bündnisses Deutschland, in einem Vortrag über die Bewegung erzählen, die sich rund um den Fall und die Person Mumia Abu-Jamal gegründet hat. Sie hat an Büchern über das Thema und an den deutschsprachigen Untertiteln für die drei erschienen Filme mitgeschrieben.

Einen dieser Filme, „In Prison My Whole Life“, werden wir am 25.01.2012 zeigen, der die wichtigsten Ereignisse im Fall Mumia zusammenfasst. Angefangen von der Tatnacht, über das MOVE-Massaker, bis hin zu den zahlreichen Beweisen, die zeigen, dass Mumia unschuldig ist. Der Macher des Filmes wurde am gleichen Tag geboren, an dem Mumia inhaftiert wurde.

Am 26.01.2012 wollen wir die (verkürzte) Woche schließlich mit einem politischen Poetry Slam beenden. Die Einnahmen des Slams und die Spenden, die wir in der Woche sammeln, fließen vollständig in die Freilassungskampagne Mumia Abu-Jamals, die Ostern 2012 in Berlin mit einer großen Demonstration enden wird.

Mehr Infos: http://einewelt.upb.de/index.php?id=126