Hannover: Kundgebung zum Tag des Flüchtlings: Geschichten von Flucht und Deutschland

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Veranstaltungsort:

Schillerdenkmal
Ecke Georgstraße / Schillerstraße
30159 Hannover

Menschen mit Flucht- und Exilerfahrung, Flüchtlinge, Asylsuchende und Personen, die keinen langfristig sicheren Aufenthaltsstatus haben, erzählen von der Situation in ihren Herkunftsländern, ihren Fluchtgründen und -wegen sowie ihrer jetzigen Situation in Deutschland und ihren Kämpfen um Sicherheit, Teilhabe und Würde hier.

Fluchtursachen gibt es viele: politische, sexuelle, religiöse oder Minderheitenverfolgung, Armut und Hunger, Naturkatastrophen, unsichere politische Konstellationen und fehlende Zukunftschancen sind nur einige davon. Oft sind sie durch Kolonialismus und durch fortbestehende internationale wirtschaftliche und politische Abhängigkeiten verursacht, doch nur wenige der Fluchtursachen bieten zumindest die theoretische Chance, langfristig in Deutschland bleiben zu dürfen.

Viele Asylsuchende leben seit 10 Jahren oder länger in unsicheren Verhältnissen mit Kettenduldungen, die nur einige Wochen oder Monate gültig sind, und an deren Ende der ungewisse Weg zur Ausländerbehörde steht, die über Aufenthaltsverlängerung oder Abschiebung entscheidet.

Andere sind als AsylbewerberIinnen oder Kontingentflüchtlinge anerkannt und haben einen sichere(re)n Status.

Viele der betroffenen Menschen haben keine Erlaubnis zu arbeiten. Etliche müssen in isoliert gelegenen und schlecht ausgestatteten Lagern leben, oft müssen sie sich mit mehreren unbekannten Leuten, mit denen sie nicht einmal die gleiche Sprache sprechen, ein Zimmer und Bad teilen und haben keinen ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung. Statt Bargeld bekommen sie Wertgutscheine, was sie in der freien Wahl ihrer Lebensmittel und Güter beschneidet und sie beim Einkauf weiteren Diskriminierungen aussetzt.

Die meisten derjenigen, die es bis nach Deutschland geschafft haben, haben keine langfristige rechtlich sichere Perspektive hier. Sie leben in Unsicherheit und oft isoliert von der so genannten Mehrheitsgesellschaft. Bereits im Herkunftsland erlittene Traumata können kaum behandelt werden, im Gegenteil werden sie durch die Unsicherheit unter Umständen sogar verstärkt.

In diesen prekären Situationen wählen sie unterschiedliche Formen des Umgangs, eine davon ist der Kampf gegen diese Bedingungen.

Als Anfang der 1990er Jahre Asylbewerberheime und Wohnhäuser von als ausländisch wahrgenommenen Personen und Familien brannten, reagierte die Politik: Sie verstümmelte das Grundrecht auf Asyl zur Unkenntlichkeit, indem sie eine Regelung einführte, nach der jede Person, die Asyl sucht und im Verlauf ihrer Flucht ein sicheres Land betreten hat, kein Asyl nach dem Grundgesetz erhalten kann und gegebenfalls sogar „zurückgeschoben“ wird. Alle Länder, die an Deutschland grenzen, gelten dabei als sicher.

So sehen sich einige Flüchtende gezwungen, ihre Identität oder ihren Fluchtweg zu verschleiern, doch ohne nachweisbare Identität erlangen sie niemals einen sicheren Aufenthaltsstatus. Gleiches gilt natürlich für die große Zahl der Verfolgten oder Familien aus Kriegsgebieten, die keine Möglichkeit hatten, ihre Pässe mitzunehmen und für diejenigen, die niemals einen Ausweis besaßen.

Nun haben wir die rassistischen Aussagen von Sarrazin, eine Familienministerin, die Theoretikern aus dem neurechten Spektrum nahesteht und einen „Extremismus“-Diskurs, der GegnerInnen von Rassismus und Antisemitismus mit Neonazis gleichsetzen will.

Umso wichtiger ist es, sich mit der Situation derer auseinanderzusetzen, die in Deutschland, statt Unterstützung zu erfahren, staatlichen Schikanen und alltäglichem Rassismus ausgesetzt sind und ihre Kämpfe um Gerechtigkeit und Teilhabe zu unterstützen.

Zur Kundgebung rufen auf: AntiRa(ssismus)-Plenum Hannover, Romane Aglonipe, die AntiRa-Stelle des AllgemeineN Studierendenausschusses (AStA) der Universität und der Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.