Dem Verein „Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren“ ist es gelungen, die Ausstellung „Blackbox“ nach Wewelsburg zu holen. Wir dokumentieren die Pressemitteilung des Vereins und empfehlen den Besuch der sehenswerten Ausstellung:
Phänomen Abschiebung
Wanderausstellung „Blackbox Abschiebung“ im Kreismuseum Wewelsburg möchte auf das Schicksal von Menschen aufmerksam machen, die von der Abschiebung betroffen sind
Die politischen Umwälzungen in Nordafrika führen derzeit zu Flüchtlingsströmen, die für die europäische Union zur Härteprüfung ihrer Aufnahmebereitschaft und –fähigkeit werden. Auch in Deutschland wird nicht erst seit Thilo Sarrazins umstrittenem Buch „Deutschland schafft sich ab“ kontrovers über das Thema Einwanderung und Integration diskutiert. Zahlreichen Menschen wird jedoch gar nicht erst die Möglichkeit gegeben, sich hierzulande zu integrieren, die deutsche Sprache zu lernen und einen Beruf auszuüben. Rund 10.000 Menschen werden jährlich aus Deutschland abgeschoben – einem Land, das für sie zur Heimat geworden ist oder werden sollte. Menschenrechtler kritisieren bei der hiesigen Abschiebepraxis insbesondere das Element der Abschiebehaft: Diese bedeutet die Festsetzung von Menschen in Justizvollzugsanstalten – nicht, weil sie eine Straftat begangen hätten, sondern um sicher zu stellen, dass sie sich nicht der drohenden Abschiebung entziehen. Aus juristischer Sicht widerspricht diese vorbeugende Haft dem menschlichen Grundrecht auf Freiheit. Spätestens nach der Abschiebung verschwinden die Schicksale der Menschen aus unserem Blick und werden vergessen.
Die Wanderausstellung „Blackbox Abschiebung“, die vom 22. Juni bis zum 10. Juli 2011 im Kreismuseum Wewelsburg zu sehen ist, will das Phänomen Abschiebung sichtbar machen. Neun Menschen, die von Abschiebung bedroht sind oder abgeschoben wurden, erzählen ihre Geschichte. Mit einer Digitalkamera dokumentieren sie ihre Reise, die Ankunft und die ersten Monate im Aufnahmeland. Gezeigt werden die Filmsequenzen in einer „Blackbox“. Realisiert wurde das Projekt von dem Dokumentarfilmer Ralf Jesse.
Die Wanderausstellung „Blackbox Abschiebung“ wurde bereits im vergangenen Jahr während der „Ruhr 2010“ in mehren Städten im Ruhrgebiet gezeigt. Der Standort Wewelsburg hebt sich gegenüber den bisherigen Standorten dadurch ab, dass sich in unmittelbarer Nähe mit der Justizvollzugsanstalt Büren Deutschlands größte Abschiebehaftanstalt befindet. Dem Verein „Hilfe für die Menschen in Abschiebehaft“ Büren e.V. liegt dieses Projekt daher besonders am Herzen. Er stellt begleitend zur Wanderausstellung „Blackbox Abschiebung“ sein Engagement für die Häftlinge in der JVA Büren vor.
Die „Blackbox Abschiebung“ wird im Sonderausstellungsraum im ehemaligen Wachgebäude der SS am Burgvorplatz der Wewelsburg gezeigt. Sie ist während der normalen Öffnungszeiten des Museums (Di – Fr 10.00 – 17. 00 Uhr, Sa, So, Feiertags 10.00 – 18.00 Uhr) zugänglich. Der Eintritt ist frei.