Zustände im Asylbewerberheim in Büren in der Kritik

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Quelle: Neue Westfälische vom 09.12.2010

Privatsphäre zwischen Spanplatten
Grüne Ratsfraktion fordert bessere Unterbringung von Asylbewerbern / Bürgermeister sieht Populismus

VON JULIA RENNER

Büren. Eine Diskussion über die Lebensumstände im Asylbewerberheim Büren hat die Ratsfraktion der Grünen ins Rollen gebracht. „Menschenunwürdig“ sei das Leben in der früheren Schule der NATO-Siedlung, sagen die Ratsmitglieder. Bürgermeister Burkhard Schwuchow hält dagegen – er fürchtet, die Stadt solle an den Pranger gestellt werden.

„Mit Pressspanplatten sind die Räume unterteilt, teilweise gibt es keine Fenster und keine Türen, außerdem Neonbeleuchtung“, lautet der Vorwurf vom grünen Fraktionsvorsitzenden Reinhold Zühlke. Eine Privats- oder Intimsphäre hätten die Asylbewerber nicht. Ebenso nur sporadisch die Möglichkeit, Sprachkurse zu absolvieren, die Möbel hätten „Sperrmüll-Niveau“ und Sport könnten die Männer auch nicht machen. „Und der Hausmeister macht die Sozialbetreuung“, schimpft Reinhold Zühlke.

Von den Zuständen habe sich die Fraktion bei einem Besuch Anfang November selbst überzeugen können. Und dabei auch erfahren, so Zühlke, dass sich die Asylbewerber in dem Haus nicht wohl fühlen und sogar unter Depressionen leiden.

Nach Meinung der Grünen gibt es vieles, was sich ändern müsste. „Denn das ist eine Ungerechtigkeit, die zum Himmel schreit.“ Die Fraktionsmitglieder fordern, die Asylbewerber in den Wohnungen in der Schumanstraße unterzubringen. „Es sind genügend Wohnungen frei auf dem Gelände.“ Für sie steht fest: Die Stadt muss eine bessere Unterbringung bezahlen. Und: „Das ist keine anrührende Geschichte kurz vor Weihnachten, da sind wir schon länger dran.“

Das jedoch vermutet Bürgermeister Burkhard Schwuchow. „So wird Politik auf dem Rücken Betroffener gemacht.“ Für den Rathauschef ist das „Populismus, den ich nicht unterstützen möchte“.

Dass die Unterbringung nicht gestaltet sei wie das eigene Zuhause, sei selbstverständlich. „Das wäre nicht realisierbar und auch nicht finanzierbar“, sagt Schwuchow. Schließlich seien alle auch nur Übergangsbewohner. Im Jahr 2010 seien elf Asylbewerber gekommen, im vergangenen Jahr 13. „Und im Schnitt bleiben sie ein Jahr lang“, sagt Marion Altemeier, die erste Ansprechpartnerin für die Asylbewerber ist.

Die Unterbringung bedürfe, so betont Schwuchow, keinerlei Beanstandung. Jeder habe seine Privatsphäre. „Das Asylbewerberheim wird regelmäßig kontrolliert vom Gesundheitsamt und auch vom Liegenschaftsamt. Wir brauchen uns damit nicht zu verstecken.“ Für die soziale Betreuung sorge nicht der Hausmeister, sondern die Caritas, stellt Schwuchow klar. „Die meisten sind zufrieden“, sagt Marion Altemeier. Natürlich seien aber einige frustriert, weil sie keine Perspektive für ihr Leben sehen.

Ein Umzug in die ehemaligen Soldatenwohnungen sei außerdem nicht möglich. „Die Wohnungen wurden verkauft.“ Ab nächstem Jahr gebe es dennoch mehr Platz im Heim, denn der Jugendtreff, der noch in dem Haus ist, wird dann an einen anderen Ort verlegt.