Film & Vortrag zum Thema Abschiebung und den Abschiebeknast in Büren mit Frank Gockel
Unweit unserer Universität, nur 27 km entfernt, eine knappe halbe Stunde mit dem Auto, befindet sich mitten im Wald von Büren der größte Abschiebeknast der BRD. Die seit 1994 existierende Einrichtung kann insgesamt 384 männliche Abschiebehäftlinge ab 16 Jahren aufnehmen.
Was die Wenigsten wissen: Die Inhaftierung von Minderjährigen verstößt gegen die UN-Kinderrechtskonvention.
Die Haftdauer kann bis zu 18 Monate andauern, wobei die Kosten im „Hotel Abschiebeknast“ von den Häftlingen selber getragen werden müssen, egal ob „schuldig“ oder „nicht schuldig“.
Regelmäßig müssen 30-40 % der Inhaftierten wieder aus der Haft entlassen werden, weil sie widerrechtlich inhaftiert wurden.
Die meisten Gefangenen wissen weder warum sie einsitzen noch wie lange sie bleiben werden. Schlimmer ist allerdings die ungewisse Zukunft in dem Land, das der deutsche Staat ihre Heimat nennt, wo ihnen jedoch nicht selten menschenunwürdige Haft, Folter oder Mord drohen. Deshalb kommt es nicht selten vor, dass der Besucher Flüchtlinge in Büren trifft, die lieber bereit sind, hier in Deutschand zu sterben, als in ihre Herkunftsländer zurückzukehren. Die Folgen sind Suizidversuche.
Wer im Abschiebeknast gegen Regel verstößt wird von der Anstaltsleitung in die von Amnesty International mit Folter gleichgesetzte Isolationshaft gebracht, wo sie sich vollständig entkleiden müssen, um die spezielle Arrestkleidung anzuziehen. Dieses Vorgehen ist für viele Insassen ein großer Akt der Demütigung, weil es in den jeweiligen Kulturkreisen verpönt ist, sich gegenüber anderer Menschen nackt zu zeigen. In diesem Fall wird gegen Artikel 1, Absatz (1) und (2) des Grundgesetzes der Bundesrepublik „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ und „Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“ verstoßen. Flüchtlingen, völlig irrelevant ob „schuldig“ oder „unschuldig“, scheint dieses Recht nicht gegeben zu sein.
Aber nicht nur Menschen, die in Büren inhaftiert sind werden abgeschoben. Immer wieder werden Menschen brutal aus ihrem sozialen Umfeld gerissen, um in ihre sogenannte Heimat zurückgeschickt zu werden. Viele von ihnen haben das Land noch nie gesehen geschweige denn sprechen die dortige Sprache, weil sie bereits in der dritten Generation in Deutschland, ihrer eigentlichen Heimat, leben. Sie gehen hier zur Schule, machen eine Ausbildung, arbeiten oder studieren. In ihrer „Heimat“ haben sie teilweise weder Häuser/Wohnungen, keine Arbeit, keine Freunde und keine Familie. Zudem kommt oft der Hass der Einheimischen gegenüber der „Zurückgekommenen“.
Roma und Sinti werden beispielsweise im Kosovo nicht selten aus purem Hass zu Tode geschlagen, „weil sie hier nicht hingehören“, hier im Kosovo, wo die Bundesrepublik Deutschland ihre Heimat sieht.
Über diese Missstände werden wir am 10.05.2011 ab 19:00Uhr in H2 zunächst eine Dokumentation sehen, bevor Frank Gockel ausführlich über den Abschiebeknast in Büren referieren wird.
Der Referent arbeitet seit sehr langer Zeit in der Flüchtlingshilfe, ist Mitglied in der Bürengruppe Paderborn (eine Gruppe, die sich mit dem Abschiebeknast beschäftigt) und hilft an der Bielefelder Uni StudentInnen, die von Abschiebungen bedroht sind.
Veranstalterin: ASTA Paderborn, Quelle: http://asta.uni-paderborn.de/index.php?id=234&tx_ttnews[tt_news]=1057&cHash=40e4ed5a1809ceed1a9f490502e4323c
Ort: Paderborn, Uni, in Hörsaal H2