Vortrag von Michael Sturm: Nach Auschwitz – Antisemitismus, Erinnerungskultur und die Linke in Deutschland
Veranstaltungsort:
Autonomes Kultur-
und Kommunikationszentrum
alte Pauline
Bielefelder Straße 3
32756 Detmold
www.myspace.com/altepauline
Der Name Auschwitz dient als Begriff für das Menschheitsverbrechen schlechthin. Es dauerte jedoch Jahrzehnte bis Auschwitz und die Shoah Eingang in die deutsche Erinnerungskultur finden sollte. Zunächst war es der Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963 bis 1965), später dann die amerikanische Fernsehserie „Holocaust“, die den präzedenzlosen Massenmord stärker in das öffentliche Bewusstsein der Bundesrepublik rückte.
Gleichzeitig war deren Erinnerungskultur immer auch von Schuldabwehr und Verdrängen geprägt. In der DDR wiederum überlagerte die Heroisierung des kommunistischen Widerstandes das Gedenken an die jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik.
Heute scheint das Bekenntnis zur Schoa und zur vermeintlich erfolgreichen „Bewältigung“ von Auschwitz hingegen zum Selbstverständnis der „Berliner Republik“ zu gehören. Der Antisemitismus in der Gesellschaft und in der politischen Kultur der Bundesrepublik keineswegs verschwunden. Er zeigt sich vielmehr in unterschiedlichen Formen und Kontexten: Die Spannbreite reicht dabei von neonazistischen Phrasen bis hin zu einem auch in der Mitte der Gesellschaft verankerten „sekundären Antisemitismus“, der nicht trotz, sondern wegen „Auschwitz“ existiert.
Die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus stellte aber immer auch eine Herausforderung für die Linke in Deutschland dar. Besonders seit dem Beginn der 1990er Jahre entbrannten heftige Diskussionen über antisemitische Haltungen und Argumentationsmuster innerhalb der deutschen Linken selbst.
Der Vortrag nimmt die erinnerungskulturellen Entwicklungslinien sowie die Erscheinungsformen des Antisemitismus in Deutschland nach 1945 in den Blick. Dabei soll besonders auch danach gefragt werden, wie sich die Linke (in beiden deutschen Staaten) im Laufe der Jahrzehnte zum Antisemitismus positionierte.
Michael Sturm ist Historiker und lebt in Münster.
Eine Veranstaltung der Kulturinitiative Detmold e.V. in Kooperation mit dem Plenum der Detmolder Antifa-Gruppen und dem Antifaschistischen Arbeitskreis Detmold.